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Alles fließt... das dachten sich vermutlich auch findige Handwerker vor über 800 Jahren und verlegten kurzerhand den Transport ihres Baumaterials auf das Wasser. Die wachsende Bautätigkeit im München des 13. Jahrhunderts brachte nämlich einen massiven Bedarf an Bauholz mit sich. Und so flößte man bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts neben Holz außerdem Kalk, Gips, Kreide, Kohle und Wetzsteine sowie importierte Waren (Stoffe, Gewürze, Weine) und Nahrungsgüter aus Garmisch über die Loisach und aus Lenggries über die Isar. Letztere konnte ab Mittenwald mit dem Floß befahren werden.
Im 17. Jahrhundert wurde dann sogar ein regelmäßiger Personen- und Güterverkehr auf das Wasser gebracht. Laut einem Fahrplan aus dem Jahr 1854 konnte man sich montags über Landshut, Passau und Linz bis nach Wien flößen lassen. Zu jener Zeit war die Wasserstraße bedeutsamer als der Transport zu Land. Das zeigt die enorme Zahl von über 5.800 Flößen, die um 1850 jährlich die Wolfratshauser Floßlände passierten. Erst mit dem allgemeinen Ausbau der Straßen und im Speziellen mit dem Bau der Isartalbahn ab 1891 ging die Flößerei allmählich zurück. Für Wolfratshausen war und ist die Flößerei seit jeher ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. So erhielten die Wolfratshauser Flößer bereits im 12. Jahrhundert das Zunftrecht. 1280 wurde Wolfratshausen zum Markt erhoben, was dem Ort überregionale Bedeutung und Wohlstand bescherte. Auch lag hier zu jener Zeit die erste Zollstelle auf bayerischem Boden. Seit 2010 darf sich Wolfratshausen „Internationale Flößerstadt" nennen. 2014 nahm die Deutsche UNESCO-Kommission die „Flößerei" in ihr bundesweites Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes auf. Und seit 2020 stehen die Passagierfloßfahrten der traditionsreichen Flößerfamilien Angermeier und Seiner, die jährlich im Sommer Hunderte Feierwillige in Verzücken versetzen, zudem als immaterielles Kulturerbe im Bayerischen Landesverzeichnis. Übrigens wusste schon das Alte Testament vom Transportwesen mittels Flößen zu berichten.
Spaziergang entlang der Flößerpfade in Wolfratshausen
Heute ist der Titel „Internationale Flößerstadt" für Wolfratshausen aus touristischer Sicht von Bedeutung. Neben historischen Relikten im Heimatmuseum und nostalgischen Schildern an den Häusern entlang des Historienpfads in der Altstadt lädt vor allem der Flößerpfad dazu ein, dieses alte Handwerk zu erkunden. Auf einem 1,6 km langen Spaziergang, beginnend am Flößerdenkmal an der Alten Floßlände entlang der Loisach zum Kastenmühlenwehr in Weidach, können sich Interessierte an sechs Stationen über das Flößerwesen informieren. Der Weg ist familiengerecht und barrierefrei. Als besonderes Familien-Highlight gibt es zusätzlich den ca. 3,3 km langen Kinderflößerpfad mit Quizfragen und lustigen Fotostandpunkten. Und für Freunde der digitalen Freizeitgestaltung hält die Tourismusseite der Stadt Wolfratshausen einen Hörpfad mit Audio- und Filmdateien bereit:
Die Verwendeten Bilder und Texte zu dieser Wanderung wurden uns freundlicherweiße vom Fotoclub Wolfratshausen zur Verfügung gestellt.
Foto und Text: © Sandra Ilmberger
Für die Richtigkeit der Angaben und für Schäden jeglicher Art im Zusammenhang mit den aufgeführten Wandervorschlägen übernehmen wir keine Haftung. Dies gilt insbesondere für den Zustand der zu benutzenden Wege. Die Benutzung der Straßen und Wege erfolgt ausschließlich in Eigenverantwortung. Bei den Zeit- und Streckenanageben handelt es sich um Richtwerte. Bitte besorgen Sie sich vor Beginn einer Tour das entsprechende Kartenmaterial und ggf. die passende Ausrüstung!